Im August findet die Sommerakademie der Sozialistischen Linken statt. Wir sprachen mit Organisator Fabio De Masi darüber, was die Teilnehmer erwartet – und warum es sich im Wald gut diskutieren lässt
marx21.de: Fabio, du organisierst die 6. Sommerakademie des Soli e.V., zu deren Teilnahme die Sozialistische Linke aufruft. Sie findet in diesem Jahr unter dem Motto »Ein neuer Aufbruch für die Linke!« statt. Welche Schwerpunkte werdet ihr behandeln?
Fabio de Masi: Wir werden uns dieses Jahr im Zusammenhang mit der Eurokrise stärker mit den Angriffen auf die Demokratie statt mit Ökonomie befassen. Unser Gefühl war, dass DIE LINKE den Putsch gegen die Demokratie manchmal zu Gunsten abstrakter Debatten über Europa vernachlässigt hat. Damit haben wir den konservativen Rebellen viel Platz gelassen. Die Klage der Bundestagsfraktion gegen ESM und Fiskalvertrag ist jedoch ein gutes Zeichen. Wir freuen uns daher, dass wir den Rechtsprofessor Andreas Fisahn als Referenten gewinnen konnten, der auch die Fraktion in dieser Frage berät. Uns war auch wichtig, linke Parteien aus europäischen Kernstaaten wie den Niederlanden, Frankreich oder Dänemark anzusprechen. Deren Erfolge sind der Maßstab für DIE LINKE, weil sich ihre Situation besser mit Deutschland vergleichen lässt als etwa Griechenland. Dennoch versuchen wir natürlich auch Akteure aus Griechenland oder Spanien zu gewinnen.
Wer kann zur Sommerakademie kommen und was erwartet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer?
Die Sommerakademie steht allen Interessierten offen. In der Vergangenheit haben sowohl Mitglieder der LINKEN als auch Gewerkschafter und Linke aus anderen Parteien teilgenommen. Viele haben das Klima unserer Debatte gelobt. Die schöne Lage im Wald und der fehlende Druck von Wahlen und Richtungsentscheidungen werden bestimmt auch dieses Jahr dazu beitragen, dass die Diskussionen inhaltlich innovativ und solidarisch geführt werden. Übrigens versuchen wir es allen Interessierten zu ermöglichen, an der Sommerakademie teilzunehmen: Bei Bedarf gibt es finanzielle Unterstützung sowie eine Kinderbetreuung.
Welche Referenten sind in diesem Jahr dabei?
Es werden wichtige Akteure aus der Partei und aus Initiativen sprechen. Wir erwarten auch einige internationale Gäste. Neben dem schon erwähnten Andreas Fisahn wird beispielsweise Alexis Passadakis von Attac referieren. Aus der LINKEN sind unter anderem Horst Schmitthenner, Christine Buchholz, Ulrich Maurer, Heinz Bierbaum, Nele Hirsch, Benjamin Hoff und Joachim Bischoff vertreten.
Diverse Veranstaltungen drehen sich in diesem Jahr um die Krise innerhalb der LINKEN. Welche Perspektiven werdet ihr aufzeigen?
Es gibt eine Reihe von Gründen für unsere Probleme. Die öffentlichen Machtkämpfe waren nicht der einzige, aber ein wichtiger Faktor. DIE LINKE muss sich vor allem auf die Dinge konzentrieren, die sie selbst in der Hand hat. Dazu gehört auch, dass unsere Mitglieder nicht vor Erschöpfung kapitulieren. Wir werden uns daher neben der Analyse politischer Einstellungen in der Bevölkerung über Strukturprobleme in der LINKEN austauschen. Wir wollen aber auch von den Erfahrungen erfolgreicher Parteistrukturen lernen. Wir haben daher Vertreterinnen und Vertreter aus Kreisverbänden eingeladen und werden die Erfahrungen aufsuchender Wahlkämpfe auswerten. Den Abschluss bildet eine Debatte über Schwerpunkte des Bundestagswahlkampfes und anstehende Kampagnen, etwa den Aktionstag »Umfairteilen« am 29. September.
(Die Fragen stellte Carolin Hasenpusch)
Zur Person:
Fabio De Masi ist Mitglied im BundessprecherInnen-Rat der Sozialistischen Linken. Er organisiert die Sommerakademie des Soli e.V. Informationen und Anmeldung unter soli-verein.de.
Mehr auf marx21.de:
- Neustart gelungen: Der Parteitag der LINKEN am 2./3.6. in Göttingen hat mit der Wahl eines neuen Vorstands die Grundlage für einen neuen Aufbruch als Bewegungspartei geschaffen. Von Christine Buchholz
- Neustart zur Bewegungspartei: Zum zweiten Mal ist DIE LINKE aus einem westlichen Landesparlament herausgeflogen. Nach Schleswig-Holstein scheiterte DIE LINKE mit 2,5 Prozent auch in Nordrhein-Westfalen. Was sind die Ursachen dieser Niederlagen? Und kann der Partei über 2013 hinaus ein zweiter Aufbruch gelingen? 13 Thesen zur Krise der LINKEN von marx21 – Netzwerk für internationalen Sozialismus