Erst Spanien, jetzt Griechenland: Vor allem junge Menschen gehen für ihre Zukunft auf die Straße, die sie von der Schuldenkrise bedroht sehen. Dabei verwenden sie auch Parolen und Symbole der arabischen Revolution.
Mehrere hunderttausend Menschen haben am Sonntagabend den Syntagma-Platz vor dem Athener Parlament bis in die frühen Morgenstunden besetzt. Nach Auskunft griechischer Aktivisten war die Versammlung die größte Demonstration in der Geschichte Griechenlands.
Die Proteste finden vor dem Hintergrund des drohenden Staatsbankrotts Griechenlands statt. Die Regierung will noch im Juni über ein neues Sparpaket von 78 Milliarden Euro abstimmen lassen. Sie plant unter anderem höhere Steuern für Angestellte und den Verkauf von weiterem Staatseigentum.
Vorbild Tahrir-Platz
Die Proteste hatten von 14 Tagen begonnen. Nach dem Beispiel des Kairoer Tahrir-Platzes hatten Aktivisten im Internet dazu aufgerufen, den Platz zu besetzen. Von Tag zu Tag kamen mehr Menschen. Die Teilnehmer tragen Fahnen Tunesiens, Ägyptens, Portugals und Irlands. Ihre Forderung nach direkter Demokratie greift die Parole der spanischen Proteste auf.
Angesichts der Tatsache, dass die wiederholten eintägigen Generalstreiks der Gewerkschaften bisher keinen Erfolg brachten, fordern die Demonstranten außerdem einen dauerhaften Generalstreik, um das Sparpaket zu verhindern, und die Wiederaneignung privatisierten öffentlichen Eigentums.
Gleichzeitig mit den Protesten in Athen haben sich in Berlin rund 200 Griechen, Italiener, Spanier und Deutsche getroffen, um Solidarität zu organisieren und Proteste in Deutschland vorzubereiten.
Mehr auf marx21.de:
- Spanier wollen wirkliche Demokratie: Tausende zumeist junge Menschen beteiligen sich an einer Bewegung gegen die Wirtschaftskrise in Spanien. Andy Durgan, Sozialist aus Barcelona, über die sich entfaltende Revolte
Mehr im Internet:
Solidaritätsgruppen bei facebook
- Real Democracy Now Berlin/GR
- Echte Demokratie Jetzt
- Apoyo a DemocraciaRealYa en Berlin
Zum Hintergrund der Schuldenkrise haben griechische Aktivisten bereits vor einigen Monaten einen Dokumentarfilm gedreht. Die Autoren Katerina Kitidi und Ari Hatzistefanou: »In knappen 40 Jahren haben zwei Parteien, drei politische Familien und einige große Wirtschaftsbosse Griechenland in den Bankrott getrieben. Sie haben aufgehört, die Bevölkerung zu bezahlen, um ihre Gläubiger zu retten.«
(»Debtocracy« – deutsch etwa »Schuldokratie« – griechisch, englische Untertitel)