Weltweit protestierten am Wochenende Hunderttausende Menschen gegen die Blockade von Gaza. Ein Bericht von Karin Leukefeld
Aus Protest gegen die tödliche Militäroperation gegen sieben Schiffe eines internationalen Hilfskonvois der Free-Gaza-Bewegung werden schwedische Hafenarbeiter vom 15. bis 24. Juni israelische Schiffe und israelische Waren weder be- noch entladen. Die Gewerkschaft der Hafenarbeiter hatte den Hilfskonvoi nach Gaza unterstützt, der vor einer Woche in internationalen Gewässern von israelischen Elitekommandos gestürmt worden war. Dessen siebtes Schiff, die »Rachel Corrie«, war am Wochenende ebenfalls von der israelischen Armee (IDF) gekapert worden. In Sichtweite der Küste von Gaza enterte ein IDF-Kommando den Frachter, der 1200 Tonnen Zement, Rollstühle, Medikamente und Schulmaterial nach Gaza bringen wollte. Trotz mehrfacher Aufforderung hatten sich die 19 Passagiere und Besatzungsmitglieder geweigert, von ihrem Kurs abzuweichen.
Weltweit protestierten am Wochenende Hunderttausende Menschen gegen die Blockade von Gaza. In Deutschland gab es Demonstrationen unter anderem in Bremen, Duisburg, Nürnberg und Berlin. In Paris und London gingen Zehntausende auf die Straße. In der britischen Hauptstadt erklärte George Galloway für die Initiative Viva Palästina, man werde im September erneut Hilfskonvois per Land und über das Meer nach Gaza schicken. Die Initiative Europäische Juden für einen gerechten Frieden in Nahost kündigte für Juli ein Boot mit Hilfsgütern nach Gaza an. In Tel Aviv protestierten 7000 Anhänger der israelischen Friedensbewegung gegen den Sturmangriff auf die Hilfsschiffe und gegen die Regierung Benjamin Netanjahus. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen mit Regierungsanhängern.
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Der Autopsiebericht eines forensischen Instituts in Istanbul hat derweil enthüllt, daß die neun Personen, die bei der Kommandoaktion am vergangenen Montag getötet worden waren, zusammen 30 Schußwunden aufwiesen. Alle sind türkische Staatsbürger. Fünf Personen seien durch Kopfschüsse aus geringer Entfernung getötet worden. Einige Leichen wiesen bis zu fünf Schußwunden auf, etliche waren in den Rücken oder den Hinterkopf getroffen worden. Nur ein Mann wurde durch einen Schuß in die Stirn aus größerer Entfernung getötet.
Die türkische Hilfsorganisation IHH (Insani Yardim Vakfi – Stiftung für Hilfe für Menschen) hat auf die diffamierende Medienkampagne reagiert, in der ihre Arbeit als »Unterstützung für Terroristen« dargestellt wird. Man wolle die Öffentlichkeit »mit akkuraten Fakten« über IHH versorgen, die seit 15 Jahren Menschen in Not helfe. Die Schiffe »hatten ihre Segel weder gegen Israel noch gegen ein anderes Land gesetzt«, heißt es in der Erklärung. »Sie setzten Segel für die Menschen von Gaza.« (www.ihh.org.tr)
{nomultithumb} Die israelische Armee hat mittlerweile eingestanden, daß sie Mitschnitte des Funkverkehrs mit der Free-Gaza-Flotte und dem Leitschiff »Mavi Marmara« »bearbeitet« hat. Die angeblichen Äußerungen von der Flotte »Geht zurück nach Auschwitz« und »Denkt an den 11.September« seien aus dem Zusammenhang gerissen, von welchem Schiff die Äußerungen gekommen seien, ließe sich nicht klären. Der ebenfalls von der Armee veröffentlichte Videomitschnitt des Funkkontakts enthielt diese Drohungen nicht. Denis Healey, Kapitän des Free-Gaza-Bootes »Challenger 1« erklärte, die Kommunikation sei von allen Kapitänen der Flotte zu hören gewesen und jeder, der spreche, sei identifizierbar. Während er das Boot steuerte, habe er diese Äußerungen nicht gehört.
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Der Artikel erschien zuerst bei der Tageszeitung Junge Welt .