In den nächsten drei Wochen berichtet der 21-jährige Palästinenser Saeed Amireh auf Veranstaltungen vom Leben unter israelischer Besatzung. Seine Rundreise wird unter anderem von Gliederungen der LINKEN, der Jüdischen Stimme für eine gerechten Frieden im Nahen Osten, der Internationalen Liga für Menschenrechte, dem Deutschen Friedensrat und Attac Bielefeld unterstützt, sowie von den Bundestagsabgeordneten Annette Groth, Inge Höger und Niema Movassat
Saeed Amireh kommt aus Ni’lin, das in den C-Gebieten liegt. Die C-Gebiete sind diejenigen 62 Prozent des Westjordanlands, in denen Zivil- und Sicherheitsverwaltungen dem israelischen Militär unterliegen.
Durch die Mauer, die stetig wachsenden umliegenden Siedlungen und die dazu gehörigen Straßen verloren die Menschen von Ni’lin einen Großteil ihrer Lebensgrundlage: Von den einst 5800 Hektar Land, das die Bauern von Ni’lin bewirtschafteten, sind nur mehr 800 geblieben. Viele Einwohner Ni’lins verließen ihr Dorf aufgrund dieser Auswirkungen der israelischen Besatzung.
Widerstand gegen Besatzung
Aber zur gleichen Zeit formierte sich ein kollektiver gewaltloser Widerstand: Als die israelischen Bagger nach Ni’lin kamen, um mit dem Bau der Mauer zu beginnen, zelten die Bürger auf dem gefährdeten Land und begannen mit täglichen Demonstrationen.
»Die Soldaten bildeten eine Linie vor uns und drohten, wenn wir diese überschritten, würden Sie zu den Waffen greifen. Wir fassten uns alle an der Hand – Männer und Frauen – zählten auf drei und sprangen gemeinsam. Sie konnten uns nicht alle erschießen!«
Doch das Dorf konnte den Bau der Mauer nur hinauszögern. 2008 kam die Armee zurück und begegnete dem Widerstand mit Ausgangssperren, nächtlichen Razzien, Verhaftungen und Beschuss.
Verhaftet wegen zivilen Ungehorsams
Die drei Organisatoren der nunmehr wöchentlichen Demonstrationen, an denen auch israelische und internationale Aktivisten teilnahmen, wurden verhaftet und inhaftiert. Darunter auch Saeeds Vater.
Der damals 17-jährige Saeed begann mit der Hilfe von Google Englisch zu lernen und über Facebook, Twitter und andere Netzwerke Kontakt zur Außenwelt aufzunehmen. Durch seine Berichte schaffte er es gemeinsam mit Menschen aus aller Welt, die Kaution für die drei von der Armee verhafteten Aktivisten aufzubringen.
»Hungrig nach Freiheit«
Durch seine Arbeit gelang es Saeed außerdem, auf die alltägliche Lebenssituation unter der israelischen Besatzung und die Situation der palästinensischen Gefangenen aufmerksam zu machen. Diese politischen Gefangenen werden häufig ohne Anklage und über mehrere Jahre in sogenannter Administrativhaft gefangen gehalten.
Deren international kaum beachtete Situation rückte dieses Frühjahr zunehmend durch Hungerstreiks unter dem Motto »Hungrig nach Freiheit« in die Öffentlichkeit. Auch Saeed wurde kurz vor seinem Schulabschluss für vier Monate inhaftiert. In seinem Vortrag wird er über die Situation in Ni’lin und über die Gefangenen im Widerstand berichten.
Termine:
Saeed wird auf folgenden Veranstaltungen reden:
- Di 06.11, 19.00 Uhr: Theologicum, Uni Campus Göttingen, Hörsaal T02 (im Kellergeschoß)
- Mi 07.11, 20.00 Uhr: Johannes Gutenberg-Universität Mainz – Philosophicum – Hörsaal P6
- Do 08.11, 19.00 Uhr: Hilde-Müller-Haus, Wallufer Platz 2, Wiesbaden
- So 11.11, 19.00 Uhr: Jos Fritz Café, Wilhelmstraße 15, Freiburg
- Mo 12.11, 19.00 Uhr: DGB Haus Raum 3, Wilhelm-Leuschner-Str. 69-77, Frankfurt (Main)
- Mi 14.11, 17.00 Uhr: Solidaritätskundgebung mit Griechenland und Spanien, Wittelsbacher Platz München (U-Bahn Odeonsplatz)
- Mi 14.11, 19.00 Uhr: EineWeltHaus, großer Saal, Schwanthaklerstr. 80, München
- Fr 16.11, 19.00 Uhr TU Berlin, H105 Audiomax, Straße dea 17. Juni 135
- Mi 21.11, 19.00 Uhr vhs Bielefeld
- Do 22.11, 19.00 Uhr Hamburg Uni
- Fr 23.11, 19.00 Uhr Lübeck
Mehr im Internet:
Mehr Information über die Tour: philbutland@yahoo.com
Mehr Information über Saeed und Ni’lin:
Saeed und Ni’lin unterstützen – Spendenkonto
Rund um die Welt e.V.
Sparkasse Heidelberg
Kto 9081771
BLZ 67250020
Stichwort: Ni’lin
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