Arbeiter, Schüler und Studierende wehren sich vermehrt gegen die »Reformen« der konservativen Regierung von Nicolas Sarkozy. Sophie Drouillet berichtet aus Paris.
Letzten Donnerstag protestierten mehr als 200.000 Lehrer und Schüler in ganz Frankreich gegen die Angriffe der Regierung auf das Bildungswesen. Der Streik wurde von allen Lehrer- und Schülergewerkschaften unterstützt. Die konservative Regierung unter Nicolas Sarkozy will den Bildungshaushalt kürzen, anstatt auf eine Verbesserung der Lehr- und Lernbedingungen hinzuarbeiten.
Das Ziel der Regierung kann in einem Leitsatz zusammengefasst werden: Die Zahl der Lehrer reduzieren, um Geld zu sparen. Geplant sind 13.500 Stellenkürzungen für September 2009 und weitere 3.000 Stellenkürzungen im Bereich der Assistenten für besondere Bedürfnisse in den Grundschulen.
Lehrer werden mehr arbeiten müssen, wenn sie mehr verdienen wollen. Das wird die Unterrichtsqualität verschlechtern, da Lehrer mehr Stunden in weniger Zeit vorbereiten müssen. Und wie in anderen europäischen Ländern sollen einige Schulfächer ab der 11. oder 12. Klasse Wahlfächer werden, so zum Beispiel Geschichte und Erdkunde.
Die so gennanten Reformen im Bildungswesen sind Teil eines umfassenderen gesellschaftlichen Umbaus seitens der Regierung: Sie will sich von ihrer Verantwortung gegenüber den Menschen zurückzuziehen, zugunsten ihrer Freunde in der Wirtschaft. So wurde bereits die Elektrizitäts- und Gasversorgung privatisiert, und Sarkozy will das gleiche mit dem Postwesen und dem Schienenfrachtverkehr machen.
Die Regierung würde lieber an Dingen sparen, die der Bevölkerung nutzen, und es dafür verwenden, mehr Truppen nach Afghanistan zu schicken oder ihren Freunden bei den Banken und Großkonzernen zu helfen, die in der Finanzkrise Federn haben lassen müssen. Glücklicherweise merken das die Franzosen: Vor den Lehrern streikten bereits die Eisenbahner von der SNCF (Die Französische Eisenbahngesellschaft).
Letzten Samstag war die Post an der Reihe. Das Land beginnt, sich wieder zu bewegen. Lasst uns weiterkämpfen.
Übersetzung: Carla Krüger