Zum Artikel »Von Opfern und Tätern« von Stefan Bornost (Heft 13)
Der Artikel von Stefan Bornost geht völlig daneben. Er abstrahiert von den historischen Bedingungen, die zum Vernichtungskrieg geführt haben.
Kapitalismus und Nationalsozialismus gleichzusetzen bzw. das eine im anderen aufgehen zu lassen ist keine saubere Analyse, sondern eine alte vulgärmarxistische Behauptung.
Und wenn er die Parole versehentlich umdreht – »Deutsche Opfer sind keine Täter« (S. 35) – dann ist das wohl ein freudscher Verschreiber. Der Hinweis auf das »andere« Deutschland der KPD wirkt so eher wie eine Entschuldigung für den Rest – nach dem Motto: Es gab die guten, aber die haben leider verloren. Dennoch wird alles zu einem großen Kollektiv der Deutschen zusammengefasst.
Gerade in der Abwehr der Kollektivschuldthese (die durchaus problematisch ist) wird dieses Kollektiv erst hergestellt. Wäre es für linke Kosmopoliten nicht eher angebracht, sich von dem Bezug auf das nationale Kollektiv zu verabschieden und einen globalen Standpunkt einzunehmen, der die Kritik an der konkreten Form kapitalistischer Vergesellschaftung in Deutschland (weil wir hier wohnen) in den Blick nimmt? Dann lässt sich der Nationalsozialismus auch nicht mehr nur als Zuspitzung des Kapitalismus, sondern als spezifisch deutsche Reaktion gegen die Moderne verstehen.
Und diese Reaktion war durchaus antikapitalistisch, einem archaisch-bäuerlichen Ursprungsmythos von Blut und Boden zugewandt. Das Kapital wurde als Finanzjudentum von der ehrlichen deutschen Wertschöpfung abgespalten und musste deshalb vernichtet werden.
Dass die Flächenbombardierung keine »gerechte« Antwort sei, finde ich einigermaßen verstörend. Was ist denn »gerecht« in so einem Krieg oder was hätte denn eine »gerechte« Antwort auf den deutschen Wahn sein können?
Andreas H., Bonn