Zweieinhalb Wochen vor den geplanten Massenblockaden gegen den Dresdner Naziaufmarsch am 13. Februar verstärkt das bundesweite Bündnis »Nazifrei – Dresden stellt sich quer!« seine Aktivitäten. In zahlreichen Städten finden öffentliche Klebeaktionen mit den von der Dresdner Staatsanwaltschaft verbotenen Plakaten statt. In Berlin und Dresden ruft das Bündnis zum »Probesitzen« auf.
Für Donnerstag, den 28. Januar ist ein »Probesitzen« für die Massenblockaden am 13. Februar in Dresden geplant. Die Aktion wird unmittelbar vor der Sächsischen Landesvertretung in Berlin-Mitte stattfinden. Bündnis-Sprecherin Lena Roth: »Unsere Aktion vor der Sächsischen Landesvertretung soll ein klares Signal nach Dresden senden: Wir werden die Nazis am 13. Februar durch Sitzblockaden stoppen – auch wenn uns auf der Straße der Hintern kalt wird.« Zu den Protesten fahren allein aus Berlin über 15 Busse. Roth: »Die Resonanz ist so groß, dass wir schon mehrmals Busse nachbestellen mussten.« Während des »Probesitzens auf sächsischem Boden«, wie Lena Roth die Aktion bezeichnete, soll in der Landesvertretung eine gemeinsame Erklärung übergeben werden, in der gegen die polizeiliche Beschlagnahmung von Mobilisierungsmaterial protestiert wird. In der vergangenen Woche hatten sächsische Beamte ein Parteibüro in Dresden und einen Laden in Berlin durchsucht, woraufhin sich zahlreiche PolitikerInnen und Organisationen mit dem Anliegen des Bündnisses solidarisierten.
Öffentliches Plakatieren
Parallel rufen unter anderem der Studierenden-Verband Die Linke.SDS, das antifaschistische Bündnis No pasarán, die Linksjugend ['solid] und der Liedermacher Konstantin Wecker für Donnerstag um 16 Uhr zum bundesweiten öffentlichen Plakatieren der verbotenen Plakate auf. An der Aktion werden auch Abgeordnete und Prominente teilnehmen, um, wie Lena Roth erklärte, »der Polizei auf die Finger zu schauen.«
In der sächsischen Landeshauptstadt findet am Samstag, den 30. Januar, ebenfalls ein »Probesitzen« statt. Die Dresdner Behörden haben jedoch für die Veranstaltung scharfe Auflagen erlassen. Dazu erklärt Stefanie Buchmann vom antifaschistischen Bündnis No pasarán, das auf seiner Aktionskonferenz im November den mittlerweile breit unterstützten Blockadeaufruf initiiert hatte: »Was die Dresdner Behörden da treiben, ist gefährlicher Unsinn: Die Diskreditierung der Proteste nützt nicht dem Recht sondern den Rechten.«
Probesitzen auch in Dresden
Kritik kommt auch von dem Musiker Bela B. (Die Ärzte): »Seit Jahren fordern Deutschlands Politiker Zivilcourage gegen Rechts. Setzen die Bürger dies in die Tat um, wird selbst eine friedliche Sitzblockade kriminalisiert. Auch ohne die Unterstützung der Landesregierung muss Europas größter Naziaufmarsch blockiert werden. Jetzt erst recht!«
Die Aktion findet am Tzirscher-Platz vor der Synagoge statt. Sie nimmt auch auf den Tag der Machtübernahme durch die Nazis im Jahr 1933 Bezug. Stefanie Buchmann von No pasarán: »Der Horror der Nazi-Zeit verpflichtet uns zum Einmischen, zum aktiven Handeln in der Gegenwart. Deshalb setzen wir uns mit vielen tausend Menschen am 13. Februar auf die Straße!«
»Probesitzen« Berlin
Do., 28. Januar, 16 Uhr
Sächsische Landesvertretung, Brüderstraße 11/12, Berlin-Mitte
Bundesweites Plakatieren
Do., 28. Januar, 16 Uhr (wenn nicht anders angegeben)
Berlin (»Red Stuff«, Waldemarstr. 110, Kreuzberg)
Darmstadt (Links-Treff-Georg-Fröba, Landgraf-Philipps-Anlage 32)
Dresden (15.30 Uhr, Am Altmarkt)
Frankfurt/Main (Große Seestr. 29)
Hamburg (Schwarzmarkt, Kleiner Schäferkamp, Schanze)
Jena (Holzmarkt)
Leipzig (Liebknechthaus Leipzig, Braustraße 15)
Wiesbaden (16.30 Uhr, an der Pforte des Hessischen Landtags, wenn Bannmeile: vor der Absperrung von Dernsches Gelände kommend)
Weitere Treffpunkte
»Probesitzen« Dresden
Sa., 30. Januar, 14 Uhr
Synagoge, Tzschirner-Platz/Am Hasenberg
Mehr im Internet
- Bündnis »Nazifrei – Dresden stellt sich quer« (geänderte URL)
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